Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz: Eine wachsende Herausforderung
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13. Juni 2024
In den letzten Jahren hat das Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz in der Schweiz stark an Bedeutung gewonnen. Psychische Gesundheit ist ein Schlüsselfaktor für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden. Eine gute psychische Verfassung ermöglicht es ihnen, konzentriert und engagiert zu arbeiten, Stress besser zu bewältigen und somit ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Doch leider ist die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zunehmend gefährdet, was gravierende Folgen für Unternehmen und Beschäftigte haben kann.
Ursachen für die steigende Anzahl Arbeitsabsenzen aufgrund psychischer Probleme
Die Ursachen von psychischer Überlastung mit einer einhergehenden Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit sind vielfältig.
Steigende Arbeitsanforderungen und ständiger Druck
Die moderne Arbeitswelt stellt Beschäftigte vor immer grössere Herausforderungen. Steigende Leistungsanforderungen, längere Arbeitszeiten und ein hoher Termindruck führen zu enormem Stress und Belastungen. Viele Mitarbeiter fühlen sich einem ständigen Druck ausgesetzt, rund um die Uhr verfügbar und erreichbar zu sein.
Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben sind in der heutigen Zeit oft verwischt. Die ständige Erreichbarkeit durch Smartphones und E-Mails führt dazu, dass viele Beschäftigte auch ausserhalb der regulären Arbeitszeiten mit beruflichen Angelegenheiten konfrontiert sind. Viele Arbeitnehmer fühlen sich verpflichtet, auch ausserhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar zu sein und E-Mails oder Nachrichten zu beantworten. Es wird immer schwierig, sich wirklich von der Arbeit zu distanzieren und abzuschalten. Diese Dauererreichbarkeit führt zu einer ständigen Anspannung und Überforderung, da die Regenerationszeiten fehlen, was wiederum zu Stress, Erschöpfung und psychischen Problemen führen kann.
In diesem Zusammenhang kann es hilfreich sein, zwischen Integrierer und Separierer zu unterscheiden. Integrierer machen die unklaren Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit weniger Mühe, Saparierer bevorzugen es hingegen, eine klare Grenze zwischen Arbeit und Privatleben ziehen zu können, um beiden Lebensbereichen gerecht zu werden.
Fehlende Auszeiten und unzureichende Erholung
In der schnelllebigen Arbeitswelt bleiben Pausen und Erholungsphasen oft auf der Strecke. Viele Beschäftigte nehmen sich keine ausreichenden Auszeiten, um wieder zu Kräften zu kommen. Stattdessen wird im Dauerstress gearbeitet, bis die Erschöpfung überhandnimmt. Auch der Jahresurlaub wird häufig nicht vollständig ausgeschöpft oder für berufliche Zwecke genutzt. Dauerhaft fehlende Erholung führt jedoch zu einem Energiemangel und Motivationsverlust. Die psychische Belastbarkeit nimmt ab, die psychische Gesundheit leidet, wodurch auch die Anfälligkeit für Burnout oder Depressionen steigt.
Fehlende Führungsqualitäten, mangelnde Wertschätzung und unzureichende Mitarbeiterförderung
Eine der Hauptursachen für die steigende Zahl von Arbeitsabsenzen aufgrund psychischer Probleme in der Schweiz sind fehlende Führungsqualitäten, mangelnde Wertschätzung und unzureichende Mitarbeiterförderung seitens der Vorgesetzten und Unternehmen.
Viele Mitarbeiter fühlen sich von ihren Führungskräften nicht angemessen unterstützt, motiviert oder wertgeschätzt. Fehlende Kommunikation, mangelnde Feedbackkultur und ein autoritärer Führungsstil können zu Stress, Überforderung und Demotivation führen. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre Leistungen nicht anerkannt werden und ihre Bedürfnisse ignoriert werden, kann dies langfristig zu psychischen Belastungen wie Burnout, Depressionen oder Angststörungen führen.
Eine unzureichende Investition in die persönliche und berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeitenden, mangelnde Aufstiegschancen und eine unzureichende Work-Life-Balance können Mitarbeiter demotivieren und ihre psychische Gesundheit beeinträchtigen. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, in ihrer Entwicklung zu stagnieren und keine Perspektiven zu haben, steigt das Risiko für Arbeitsausfälle.
Steigende Leistungsanforderungen
In der heutigen Arbeitswelt werden die Anforderungen an Mitarbeiter ständig erhöht. Unternehmen erwarten immer mehr Flexibilität, Effizienz und Produktivität von ihren Angestellten. Diese hohen Erwartungen und der damit verbundene Druck können zu enormem Stress führen und die psychische Gesundheit belasten. Viele Beschäftigte fühlen sich überfordert und erschöpft.
Individualisierung
In der modernen Gesellschaft rückt das Individuum immer mehr in den Mittelpunkt. In einer individualisierten Gesellschaft sind die sozialen Bindungen und Netzwerke oft schwächer ausgeprägt. Fehlende Unterstützung durch Familie, Freunde oder Kollegen kann es erschweren, mit beruflichen Belastungen umzugehen. Einsamkeit und soziale Isolation sind weitere Risikofaktoren für psychische Erkrankungen.
Werteverschiebung in Richtung Selbstverwirklichung
In den letzten Jahrzehnten hat in der Gesellschaft eine Werteverschiebung stattgefunden. Immer mehr Menschen streben nach Selbstverwirklichung und persönlicher Erfüllung – auch im Beruf. Dieser Wunsch nach einem erfüllenden und sinnstiftenden Arbeitsumfeld kann jedoch zu Enttäuschungen und Frustration führen, wenn die Realität den Erwartungen nicht entspricht.
Schwierigkeiten bei der Bewältigung neuer Anforderungen
In einer sich schnell verändernden Arbeitswelt müssen Arbeitnehmer ständig neue Fähigkeiten erlernen und sich an neue Anforderungen anpassen. Für manche kann dies eine enorme Herausforderung darstellen, insbesondere wenn sie bereits seit vielen Jahren in einem bestimmten Bereich tätig sind und ihre Arbeitsroutinen fest etabliert sind.
Der Druck, sich ständig weiterzubilden und neue Kompetenzen zu erwerben, kann überwältigend sein und zu Stress, Angst und Überforderung führen. Einige Arbeitnehmer fühlen sich möglicherweise nicht in der Lage, mit dem rasanten Tempo der Veränderungen Schritt zu halten, was ihre Motivation und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
Darüber hinaus erfordern viele neue Arbeitsanforderungen eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, die nicht für alle Mitarbeiter einfach zu bewältigen ist. Häufige Umstrukturierungen, Versetzungen oder Änderungen der Arbeitsabläufe können zu Unsicherheit und Stress führen, insbesondere bei Arbeitnehmern, die Schwierigkeiten haben, sich an neue Situationen anzupassen.
Fehlendes Bewusstsein für psychische Gesundheit und unzureichende Massnahmen
In der Arbeitswelt herrscht oft noch ein Mangel an Verständnis und Offenheit für Themen der psychischen Gesundheit. Viele Unternehmen unterschätzen die Bedeutung eines gesunden Arbeitsumfelds für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter. Psychische Belastungen werden häufig tabuisiert oder ignoriert, anstatt proaktiv angegangen zu werden.
Lange Wartezeiten und hohe Kosten für psychotherapeutische Behandlungen
Ein Angebot an niederschwelliger psychologischer Beratung und Unterstützung ist in der Schweiz leider Mangelware. Die langen Wartezeiten für einen Therapieplatz stellen ein grosses Hindernis für Menschen mit psychischen Problemen dar. In der Schweiz kann es mehrere Monate dauern, bis ein Termin bei einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin verfügbar ist. Diese verzögerte Behandlung kann dazu führen, dass sich die psychischen Beschwerden verschlimmern und die Betroffenen länger krankgeschrieben bleiben müssen.
Zusätzlich zu den langen Wartezeiten sind die Kosten für eine Psychotherapie oft sehr hoch. Viele Krankenkassen übernehmen nur einen Teil der Kosten, was für Menschen mit niedrigem Einkommen eine grosse finanzielle Belastung darstellen kann. Dies führt dazu, dass viele Betroffene auf eine Behandlung verzichten oder diese vorzeitig abbrechen, was die Genesung erschwert, und die Arbeitsunfähigkeit verlängert. Und genau hier kann ein verantwortungsvoller Arbeitgeber den Unterschied machen.
Ein besorgniserregender Trend, den Arbeitgebende nicht ignorieren sollten
In der Schweiz zeigen die Statistiken einen besorgniserregenden Trend: Die Zahl der Absenzen aufgrund psychischer Probleme wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout steigt kontinuierlich an. Dieser Anstieg stellt eine enorme Belastung für Unternehmen dar, sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht. Absenzen und Produktivitätseinbussen aufgrund psychischer Probleme verursachen erhebliche Kosten durch Lohnfortzahlungen, Vertretungen und möglicherweise sogar Neueinstellungen. Darüber hinaus leiden die Motivation und das Engagement der betroffenen Mitarbeiter aber auch der Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen, was sich insgesamt negativ auf die Unternehmenskultur und -leistung aber auch auf das Unternehmensimage auswirken kann. Dies wirft zentrale Fragen über die Verantwortung der Arbeitgeber und über wirksame Präventionsmassnahmen auf.
Welche Verantwortung tragen Arbeitgebende hinsichtlich der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden?
Arbeitgeber haben einen entscheidenden Einfluss auf die Arbeitsumgebung und somit auf die psychische Gesundheit ihrer Angestellten. Arbeitgeber tragen eine Verpflichtung, für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu sorgen. Dies umfasst nicht nur die physische, sondern auch die psychische Gesundheit. Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, Risikofaktoren für psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu erkennen und geeignete Massnahmen zu ergreifen, um diese zu minimieren.
Darüber hinaus haben Arbeitgeber eine moralische Verantwortung, sich um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu kümmern. Psychische Erkrankungen können schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben und sollten daher ernst genommen werden. Ein fürsorglicher Umgang mit Mitarbeitern, die unter psychischen Problemen leiden, ist nicht nur aus menschlicher Sicht geboten, sondern kann auch dazu beitragen, talentierte und engagierte Mitarbeiter im Unternehmen zu halten.
Unternehmen, die sich aktiv für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter einsetzen, profitieren in der Regel von einer höheren Produktivität und einem stärkeren Engagement der Belegschaft. Mitarbeiter/innen, die sich wertgeschätzt und unterstützt fühlen, sind tendenziell motivierter, leistungsfähiger und treuer gegenüber ihrer Arbeitgeberin. Investitionen in die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zahlen sich somit nicht nur für die Mitarbeiter/innen, sondern auch für das Unternehmen selbst aus.
Vorsorge ist besser als Nachsorge - Präventionsmassnahmen für psychische Gesundheit
Durch ein ganzheitliches Bündel an Präventionsmassnahmen können Arbeitgeberinnen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter/innen wirksam fördern und langfristig Fehlzeiten und Produktivitätseinbussen reduzieren. Hierzu haben sich folgende Präventionsmassnahmen bewährt:
- Sensibilisierung und Aufklärung: Allgemeine Sensibilisierung und Wissensvermittlung zum Thema psychische Gesundheit, beispielsweise mit Schulungen zur Enttabuisierung psychischer Erkrankungen.
- Betriebliche Gesundheitsförderung: Unternehmen können Programme mit dem Fokus auf psychische Gesundheit anbieten, die auf Stressbewältigung, Achtsamkeit, Resilienz und einem gesunden Lebensstil abzielen. Solche Programme können den Mitarbeitenden dabei helfen, mehr Resilienz gegenüber den Herausforderungen des Berufslebens zu entwickeln und einen besseren Umgang mit Stressoren zu finden.
- Schulung der Führungskräfte: Führungskräfte sollten speziell geschult werden, um Anzeichen psychischer Belastungen frühzeitig erkennen und angemessen intervenieren zu können. Führungspersonen werden so - durch ein firmeninternes gemeinsames Verständnis im Umgang mit psychischen Problemen und Belastungen von Mitarbeitenden - in ihrer Rolle gestärkt.
- Stressmanagement: Regelmässige Mitarbeitergespräche zur Identifizierung von Stressfaktoren, Angemessene Verteilung von Arbeitsaufgaben und Vermeidung von Überlastung, Flexible Arbeitszeiten und Möglichkeiten zur Arbeit im Homeoffice sowie Angebote zur Stressbewältigung wie Yoga, Meditation oder Coaching.
- Work-Life-Balance: Familienbewusste Personalpolitik mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Angebote für pflegende Angehörige.
- Gesundes Arbeitsumfeld: Ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze und Büroräume, Ausreichende Belüftung, Beleuchtung und Lärmreduzierung, fördernde Führungskultur mit Wertschätzung und konstruktivem Feedback, teambildende Massnahmen und Förderung des sozialen Miteinanders.
- Beratungsangebote und Coaching: Vertrauliche und kostenlose Beratungsangebote durch Fachpersonen wie Psychologen, Therapeuten oder Sozialarbeiter können Mitarbeitern helfen, mit persönlichen oder beruflichen Herausforderungen umzugehen. Diese Angebote ermöglichen es Mitarbeitern, frühzeitig Unterstützung zu erhalten, bevor sich Probleme verschlimmern. Professionelles Coaching kann Mitarbeitern dabei helfen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen zu stärken, um besser mit Stress und Belastungen umzugehen. Coaches unterstützen bei der Entwicklung von Strategien zur Stressbewältigung, Zeitmanagement, Kommunikation und Zielsetzung.
Durch die Bereitstellung solcher Angebote zeigen Unternehmen, dass sie die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter ernstnehmen und bereit sind, in deren Wohlbefinden zu investieren. Dies kann zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit, Produktivität und Bindung an das Unternehmen führen.
Umgang mit Absenzen aufgrund psychischer Probleme
Wenn Mitarbeiter aufgrund psychischer Probleme ausfallen, ist ein proaktives Vorgehen seitens des Arbeitgebers entscheidend. Frühzeitige Erkennung von Anzeichen für psychische Belastungen kann helfen, Absenzen zu vermeiden oder zumindest zu verkürzen.
Führungskräfte sollten auf Verhaltensänderungen, Leistungseinbussen oder soziale Rückzüge achten und im Gespräch Unterstützung anbieten. Eine offene Kommunikation und Entlastung von Arbeitsaufgaben können in solchen Fällen hilfreich sein. Ein offener Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit reduziert Stigmata und fördert ein unterstützendes Arbeitsumfeld. Regelmässige Gespräche und das Angebot anonymer Anlaufstellen für Mitarbeitende sind Beispiele, wie Unternehmen eine Kultur der Fürsorge leben können.
Für den Wiedereinstieg nach einer Abwesenheit ist es wichtig, die Mitarbeiterin / den Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen. Schrittweise Arbeitsaufnahme, Anpassung der Aufgaben und des Arbeitsumfelds sowie Coaching können den Übergang erleichtern.
Der Arbeitsplatz selbst sollte auf mögliche Belastungsfaktoren geprüft und entsprechend angepasst werden. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen, Pausen- und Ruhezonen sowie Schulungen zum Thema psychische Gesundheit können präventiv wirken.
Die Rolle der Führungskräfte
Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz. Führungskräfte agieren als Multiplikatoren für die Unternehmenskultur und haben daher eine Schlüsselposition inne. Sie müssen nicht nur in der Lage sein, Anzeichen von Stress und Überlastung bei ihren Teammitgliedern zu erkennen, sondern auch angemessen darauf zu reagieren. Eine Schulung von Führungspersonen in emotionaler Intelligenz, aktives Zuhören und Konfliktmanagement kann dabei helfen, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.
Allerdings kann nicht die ganze Verantwortung auf die Führungskräfte abgewälzt werden. Daher sollte ein klares internes Rollenverständnis sichergestellt und die Verantwortlichkeiten geregelt sein. Eine Führungskraft kann grundsätzlich sehr viel zu einem gesunden Arbeitsklima beitragen. Jedoch können und sollen Führungskräfte nicht die Rolle und Aufgaben von Psychologen und Therapeuten oder gar von Erziehungs- und Finanzberatern übernehmen.
An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass die Ursache für psychische Probleme meist nicht ausschliesslich auf Ursachen im Arbeitsumfeld zurückzuführen sind. Nicht selten sind es multiple Ursachen, die eine Person an ihre Grenzen bringt. Vorgesetzte Personen können durch ihre Vorbildfunktion und einen respektvollen, wertschätzenden Umgang eine Kultur der Offenheit und Akzeptanz im Unternehmen etablieren. Zudem sollten sie eine erste Anlaufstelle im beruflichen Kontext sein, Ansprechpartner vermitteln, Arbeitsanpassungen ermöglichen und bei Bedarf professionelle Hilfe organisieren. Jedoch ist es ebenso wichtig, dass sich Führungspersonen ihren eigenen Grenzen und ihrer Rolle bewusst sind.
Externe Beratung und Unterstützung
Sogenannte Employee Assistance Programs (EAP) sind professionelle Unterstützungsangebote für Mitarbeiter, die Hilfe bei persönlichen oder arbeitsbezogenen Problemen benötigen. Diese Programme bieten vertrauliche Beratung, Coaching und Ressourcen in Bereichen wie psychische Gesundheit, Suchtprobleme, Stress, Konflikte am Arbeitsplatz und familiäre Schwierigkeiten.
Die meisten EAPs werden von externen Anbietern verwaltet, um die Vertraulichkeit zu gewährleisten. Mitarbeiter können sich direkt an den EAP-Anbieter wenden und Beratungstermine vereinbaren. Die Anbieter stellen qualifizierte Berater, Therapeuten und Coaches zur Verfügung, die auf verschiedene Problembereiche spezialisiert sind.
Ein externes Beratungsangebot hat mehrere Vorteile
Vorteile für Unternehmen
- Reduzierung von Absenzen und Produktivitätsverlusten
- Verbesserung der Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit
- Stärkung des Unternehmensimages als fürsorglicher Arbeitgeber
- Kosteneinsparungen durch frühzeitige Intervention und Prävention
Vorteile für Mitarbeiter/innen
- Vertraulicher Zugang zu professioneller Hilfe bei persönlichen und beruflichen Problemen
- Unterstützung bei der Bewältigung von Stress, Konflikten und psychischen Belastungen
- Förderung der Work-Life-Balance und des allgemeinen Wohlbefindens
Best Practices bei der Implementierung
- Auswahl eines vertrauenswürdigen und erfahrenen EAP-Anbieters oder Beratungspartner
- Klare Kommunikation des Angebotes und seiner Vertraulichkeit an alle Mitarbeiter
- Förderung einer offenen Kultur, die die Nutzung einer externen Unterstützung befürwortet
- Einbindung von Führungskräften und Personalverantwortlichen in die Förderung des externen Unterstützungsangebotes
EAPs werden in der Regel eher von mittgrossen und grösseren Unternehmungen angeboten, da ein solches umfassendes 24-Stundenangebot für kleinere Firmen mit kaum tragbaren Kosten verbunden wäre. Eine Alternative für kleinere Unternehmungen kann es beispielsweise sein, mit einzelnen Experten und Psychologen zusammenzuarbeiten.
Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen kann nicht inaktiv bleiben
Die steigenden Zahlen psychischer Absenzen in der Schweizer Arbeitswelt sind ein deutliches Zeichen, dass Handlungsbedarf besteht. Es liegt in der Verantwortung der Arbeitgeber, proaktiv Massnahmen zu ergreifen, um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern und zu schützen. Die Investition in die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist nicht nur ein Beitrag zum individuellen Wohlbefinden, sondern sichert auch langfristig den Erfolg des Unternehmens. Es bedarf konkreter Massnahmen, um nicht nur die negativen Auswirkungen auf Individuen und Unternehmen zu minimieren, sondern auch um eine resilientere Belegschaft aufzubauen. Durch die Förderung eines gesunden Arbeitsumfeldes, das Präventionsmassnahmen mit Zugang zu psychologischen Ressourcen kombiniert, können Arbeitgeber einen bedeutsamen Beitrag zur Verbesserung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz leisten.