Dieser kurze Beitrag ist in der HR Today Ausgabe Nr. 3/2021 erschienen.

Die Fragestellung erinnert an ein sozialpsychologisches Experiment oder an Survivor Games, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen. Im Zusammenhang mit agilen, weitgehend selbstorganisierten Teams erscheint die Frage jedoch gar nicht so abwegig. Allerdings funktionieren auch agile Teams nicht komplett führungslos. Das würde voraussetzen, dass ein Team in jeder Situation komplett autonom zurechtkommt, auch bei allen (internen) Konflikten. Das wiederum dürfte utopisch sein.

Als soziales Wesen bevorzugt der Mensch eher ein harmonisches Umfeld und umgibt sich gerne mit Seinesgleichen. Als Individuum hat der Mensch auch eigennützige Interessen, die im Konflikt mit jenen des Teams stehen können. Teams, die sich in Bezug auf ihre Zusammenstellung selbst organisieren, können unter anderem zu homogen werden und dadurch ihre Leistungs-, Innovations- und Veränderungsfähigkeit und letztlich die der ganzen Organisation gefährden. Deshalb ist auch davon abzuraten, die Entlassung von Mitarbeitenden an diese zu delegieren. Entlassungen auszusprechen, ist eine Führungsaufgabe.

In erfolgreichen Organisationen leisten Führungskräfte nicht nur einen Beitrag im System, sondern auch am System. Das, indem sie das Umfeld ihres Teams so gestalten, dass jedes einzelne Mitglied sein Potenzial im Sinne des grossen Ganzen entfalten und ausschöpfen kann. Dazu gehört auch, die Teamzusammensetzung zu regulieren. Dabei sollte der Fokus eines Vorgesetzten mehr auf dem «Teamzugang» als auf dem «Teamabgang» liegen. Um zu evaluieren, wer zum Team passt, sollten fundierte Anforderungsprofile vorliegen und die bestehenden personellen Ressourcen akkurat ermittelt werden. Dies sind Aufgaben, die dem Management obliegen, um eine angemessene und zielführende Vielfältigkeit aufrechtzuerhalten und die benötigten Kenntnisse und Fähigkeiten im Team sowie dessen Funktionsfähigkeit sicherzustellen.