Zwei Selbstmorde von Managern innerhalb von zwei Monaten = Zufall?
29. August 2013
Was man nicht alles zum Fall von Schloter und nun auch von Wauthier lesen darf. Da folgt eine Spekulation der andere und nun kommen auch Rechtfertigungen von Besserwisserei von „Experten“ nicht kurz, die beispielsweise von Zufall und „statistisch nicht relevant“ schreiben und erzählen. Es gäbe scheinbar noch keinen konkreten (und somit statistisch relevanten) Hinweis dafür, dass der Druck auf Manager und Führungskräfte steigt und dies als einer vieler Gründe für Selbstmord betrachtet werden könnte. Es ist wahrscheinlich wirklich nicht möglich, nur einen Missstand oder eine Lebensschwierigkeit für einen Selbstmord verantwortlich zu machen, allerdings wird hier ein wichtiger Aspekt übersehen und der hat weniger mit dem Individuum zu tun, sondern viel mehr mit der Gesellschaft. Wir vergessen, dass unser Zusammenleben mal von einem gemeinschaftlichen Aspekt geprägt war, ein Zusammenleben, bei dem nicht nur der Output des einzelnen zählte, sondern was gemeinsam erreicht wurde. Das Individuum an sich stand nicht so im Mittelpunkt, wie er das in unserer heutigen Gesellschaft tut. Die Bereitschaft fremden Menschen zu helfen, ist in Ländern, in denen die Menschen mehr gemeinschaftlich organisiert sind und beispielsweise die Familie noch einen ganz anderen Stellenwert hat, höher. In Gesellschaften, in denen vor allem Individualität und die Leistung des einzelnen zählt und mehr Wert auf das gelegt wird, was jemand darstellt und erreicht, als auf das was ein Mensch einfach als Menschen ausmacht, ist die Angst sich zu blamieren, doof dazustehen oder nicht zu genügen am höchsten. Einfach zu behaupten, dass der Druck auf Manager und Führungskräfte nicht steigt, scheint mir deshalb eine gewagte Aussage zu sein, da sie dazu verleitet, die Thematik herabzuspielen. Ich bin überzeugt, dass es kein Zufall ist, genau so wenig wie es Zufall ist, dass die Fälle von Erschöpfungsdepression, Depression und Burnout ständig zunehmen und es ist dringend nötig, dass wir anfangen genauer hinzuschauen und darüber nachzudenken. Und genauer hinschauen heisst eben nicht, spekulieren und nach Schwächen bei den Betroffenen zu suchen, um scheinbare Erklärungen für ihr „Versagen“ zu finden.